„Wie kommt ein junges Mädchen dazu, sich eine so schauerliche Handlung auszudenken und sie
auszugestalten?"
fragt Mary Shelley selbst in der Einleitung zur zweiten Ausgabe von „Frankenstein". Gerade mal 19 Jahre war sie alt, als der Roman 1816 entstand. Gemeinsam mit Freunden und ihrem späteren Ehemann
verbrachte die Engländerin den Sommer am Genfer See in der Schweiz.
„Es wurde ein nasser, unfreundlicher Sommer, und endloser Regen zwang uns, oft tagelang im Haus zu bleiben. Dabei gerieten wir an ein paar Bände
Gespenstergeschichten, die aus dem Deutschen ins Französische übersetzt waren."
Angeregt durch derartige Lektüre beschlossen die jungen Leute, jeder solle selbst eine Geistergeschichte schreiben. Mary überlegt hin und her, tagelang, ihr kommt nichts rechtes in den Sinn. Dann -
in einer stürmischen Nacht, ein Gewitter tobt über dem See, hat sie einen furchtbaren Traum:
„Ich sah das häßliche Trugbild eines Menschen ausgestreckt liegen, und dann, auf die Arbeit irgendeiner mächtigen Maschine hin, gab es plötzliche
Lebenszeichen von sich und regte sich mit einer ungelenken, kaum lebensähnlichen Bewegung."
Die Grundidee zu „Frankenstein" war geboren. 1818 erscheint der Roman erstmals, zunächst noch unter Pseudonym, erst ab der zweiten Ausgabe, der zu Lebzeiten Shelleys noch eine dritte folgen soll,
gibt sich die Autorin zu erkennen. Mary Shelley veröffentlichte zeitlebens eine ganze Reihe weiterer Romane und Erzählungen.
„Frankenstein oder der moderne Prometheus" bleibt aber ihr bedeutendstes Werk und verhilft ihr zu Weltruhm, weit über den Tod hinaus.