Ingolstadt - Frankenstein-Stadt. Warum?

Frankenstein's Kreatur - ist heute eine der berühmtesten Monstergestalten der Weltliteratur und hat Filmgeschichte geschrieben. 1931 prägt Boris Karloff mit dem in den USA gedrehten Film in der Regie von James Whale das Frankenstein-Image. Damit entsteht der Filmmythos Frankenstein, der mit Robert de Niro in der jüngsten Verfilmung von 1994 seine Fortsetzung findet.

 

Frankenstein selbst wurde in einer stürmischen Juninacht des Jahres 1816 erschaffen. Der Donner grollte über den vom Wind aufgewühlten Genfer See, Regen klatschte gegen die Fensterläden, die Nacht wird vom Blitz erhellt. Um das prasselnde Kaminfeuer sitzen Mary Shelley und ihre Freunde und vertreiben sich die Zeit mit deutschen Geistermärchen. In dieser Stimmung beschließen sie, jeder solle sich selbst an einer Gruselgeschichte versuchen. Das Ergebnis ist bekannt: Mary Shelley schafft den Prototyp des wissenschaftlich angehauchten Horrorromans.

 

1472 wurde in Ingolstadt die erste Bayerische Landesuniversität gegründet.
Diese zählte, zumindest in den ersten Jahren ihres Bestehens, neben Prag und Wien zu den bedeutendsten im gesamten deutschsprachigen Raum.

Im 18. Jahrhundert entstand hier ein eigenes "Experimentiergebäude" der Naturwissenschaftler und Mediziner, die bis heute erhaltene "Alte Anatomie" - heute Sitz des Deutschen Medizinhistorischen Museums - eine anspruchsvolle wissenschaftliche medizinhistorische Sammlung, die jederzeit zu besuchen ist.

 

Ingolstadt ist der Geburtsort der Kreatur. Dafür hat die englische Schriftstellerin Mary Shelley gesorgt. Sie hat den Frankenstein "erfunden" - in ihrem 1818 erschienenen Roman "Frankenstein oder Der moderne Prometheus". In diesem Roman, dem "Ur-Frankenstein", lässt Mary Shelley den jungen Victor Frankenstein aus Genf zum Medizinstudium nach Ingolstadt reisen.

Hier beginnt er seine Studien, hier verfällt er dem Wahn, künstliches Leben erschaffen zu wollen und hier in Ingolstadt gelingt es ihm schließlich auch: er erweckt seine "Kreatur" zum Leben.

 

In der jüngsten Verfilmung von Kenneth Branaghs "Mary Shelleys Frankenstein" (1994) heißt es im Drehbuch: "Nahaufnahme großer hölzerner Stadttore, die sich öffnen. Stadtvolk strömt hinein. Victor führt das Pferd durch die Tore, als sie früh am Morgen geöffnet werden".

Klar, so sieht Ingolstadt heute längst nicht mehr aus. Heute ist es eine moderne Wirtschaftsstadt. Aber Mary Shelley hat trotzdem Ingolstadt ganz bewusst für ihren Frankenstein gewählt, denn Ingolstadt hat eine ganz eigene und großartige Geschichte, die selbst viele Kenner nicht ausreichend kennen.

Selbst war sie vermutlich nie in Ingolstadt, dem glänzenden wissenschaftlichen Hintergrund der Universität ist es aber zu verdanken, dass Mary Shelley ihren Frankenstein nach Ingolstadt "vergab". Auch wenn zur Zeit als der Roman entstand, die Universität in Ingolstadt bereits nicht mehr existierte, so hallte ihr Ruf doch lange nach.

 

Ein zweiter Grund: An der Universität Ingolstadt gründete Adam Weishaupt 1776 den akademische Geheimbund der "Illuminaten", dem Goethe, Knigge, Herder, Pestalozzi und viele andere Größen des deutschen Geisteslebens in der Zeit der Aufklärung angehörten und dem auch Mary's Ehemann - der berühmte Dichter Percy Bisshey-Shelley nahe stand. Noch ein Grund.

 

Ausführlich sind die Hintergründe in folgendem Buch dargestellt, das zum Preis von 9,90 € im Buchhandel erhältlich ist:

"Spuren eines Phantoms - Frankenstein in Ingolstadt"

Michael Klarner, espresso-Verlag Ingolstadt, ISBN 978-3-9810765-9-2, 9,90 €